GESCHAF TSVISUM cp是什么意思思

问题:德签已经OK,但是上面的内容却不懂 有人指点吗?
描述:我申请的是德国商务,需要去下西班牙.
签证到手,但是最后一行内容却看不懂(德文,上网查也查询不到意思,奇怪).如果哪位知道能否告知?&
BESUCHS-/GESCHAF&TSVISUM
ERWERBST&ATIGKEIT&NICHT&GESTATTET解决方案1:BESUCHS-/ GESCHAFTSVISUM ERWERBSTATIGKEIT NICHT GESTATTET-->Visit/Business VISA holders are not allowed to be employed (持观光/商务签证人士不能在德国工作)我从别人的讨论区那里查到的解决方案2:非常谢谢楼上的朋友哦.穷游里确实高手多,尤其是那种热心. 难怪人气那么高呢.
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4.6 · University of ZurichAbstractThe neuropsychiatrist Fritz Lotmar (1878 - 1964) was one of Klee’s most important friends. Against the background of his biography, the stages in the friendship that be- gan in the early years in Berne (1890 - 1908) and ended with Klee’s death in 1940 are presented and discussed – the early years they shared in Berne, their meeting in Munich (1908), their reunion in Berne, after they left Germany in 1933/34, Lotmar as a collector of Paul Klee’s works. Interest is focused both on Lotmar himself and his wife Olga, his father Philipp Lotmar and the children Walter, Ruth and Paula. This relationship with Klee is seen against the background of Lotmar‘s rank as an outstanding scientist – his comprehensive neurological training, his activity as a clinician and researcher in Munich and Berne, his publications on the subject of aphasia (inability to speak) and his importance as a scholar, nevertheless, he never became a tenured professor. Finally, the question is discussed to what extent medical knowledge has found its way into the work of his friend Paul Klee.Discover the world's research13+ million members100+ million publications700k+ research projects
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 ART IKEL / KLEE UND DIE F REUNDSC HAFT MI T FRI TZ LO TMAR 28PAUL UND FRITZ ?
ZUR FREUNDSCHAFT VON
PAUL KLEE MIT DEM NERVENARZT FRITZ LOTMAR WALTHER FUCHSThe neuropsychiatrist Fritz Lotmar (1878 - 1964) was one of Klee’s most important friends. Against the background of his bio-graphy, the stages in the friendship that be-gan in the early years in Berne (1890 – 1908) and ended with Klee’s death in 1940 are pre-sented and discussed – the early years they shared in Berne, their meeting in Munich (1908), their reunion in Berne, after they left Germany in 1933/34, Lotmar as a collector of Paul Klee’s works. Interest is focused both on Lotmar himself and his wife Olga, his father Philipp Lotmar and the children Walter, Ruth and Paula. This relationship with Klee is seen against the background of Lotmar‘s rank as an outstanding scientist – his comprehensive neurological training, his activity as a clinician and researcher in Munich and Berne, his publications on the subject of aphasia (inability to speak) and his importance as a scholar, neverthe-less, he never became a tenured professor. Finally, the question is discussed to what extent medical knowledge has found its way into the work of his friend Paul Klee.SUMMARYDie enge Freundschaft zwischen Fritz Lotmar und Paul Klee begann 1890 in Bern und dauerte bis zu Klees Tod im Jahr 1940 (ABB.?1).? Klee schrieb am 27. Mai 1906 an seine Verlobte Lily Stumpf über den Mediziner:>>Jetzt, da meine Freunde nicht da sind, sehe ich, was f ür ein Nest Bern ist. Mit Lotmar ging’s so gut, und ich sehe jetzt auch, wie viel ich ihm verdanke. Er ist eben doch der bedeutends-te Mensch, der mir je vorgekom men ist. Alle andern si nd klein neben ihm, Blech [Hans Bloesch], Mimu [Herman n Hal ler], [Louis] Moilliet und so weiter. Wenn man Lotmar hat, so ist es nicht m?glich, in irgendeiner Weise zu verkommen. Man hat immer sein Beispiel vor Au g en.<<? (ABB.?2).In München geboren und in Bern auf-gewachsen, z?hlte der Nervenarzt Fritz Lotmar (1878 - 1964) zu den bedeutends-ten Freunden Klees.? Vor dem Hintergrund seiner Biografie, werden Stationen der freundschaftlichen Beziehung, die auf gemeinsam verbrachte Jugendjahre in Bern zurückgingen und die mit dem Tod von Klee endeten, dargestellt und be-sprochen – die gemeinsame Jugendzeit in Bern, Wiedersehen in München, Treffen in Bern, nach ihrer erzwungenen Rückkehr aus Deutschland, Lotmar als Sammler der Werke Paul Klees. Dabei richtet sich der Fokus nicht nur auf Lotmar selbst, son-dern auch auf seine Frau Olga, auf seinen Abb.?1 Paul Klee, Paul u. Fritz, 1905, 19, Hinterglasmalerei, A rekonstr. Rahmen, 13 x 18 cm, Zentrum Paul Klee, Bern(C) Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 29vermisste und die zu den gesellschafts-kritischen ?berlegungen, die er in der Korrespondenz mit seiner emanzipierten Verlobten in München anstellte, sehr gut passten.? Und über die dort veranstalte-ten >>schwere[n] Streichquartettorgien<< schrieb er ihr 1903: >>Die gr?sste Arbeit aber leistete der alte Professor Lotmar, der das alles zusammen h?ren musste.<<? Auf Initiative von Fritz Lotmar beteiligte sich auch Lily als Klavierspielerin an einem die-ser Konzerte im Haus Lotmar, als sie ihren Freund Paul in Bern heimlich besuchte.?Philipp Lotmar imponierte Klee auch we-gen seines tiefgehenden Engagements für die russische Revolution: >>Gestern war bei Lotmars die Rede von Russland. Den Alten habe ich noch nicht so aufgeregt gesehn; dabei sah er so prachtvoll aus, dass ich den Verbrechern dankbar sein muss. Ich k?nnte niemals so wild Partei er meine Art ist, still l?chelnd zuzusehen und wenn auch alles in die Luft spr?nge.<<?? Die Russische Revolution von 1905/06 war nicht nur im Kreis von Lotmar in Bern, sondern ganz generell ein viel diskutiertes Thema und Gegenstand politischer Karikaturen, für die sich der junge Klee zum damaligen Zeitpunkt sehr interessierte.Anf?nglich war Klee von den Ideen der Russischen Revolution und dem sozialis-tischen Gedankengut angetan. 1905 nahm er gemeinsam mit Fritz Lotmar, dem Dermatologen Felix Lewandowsky (1879 - 1921) und dem Berner Konzertmeister und Klees Musiklehrer Karl Jahn (1846 - 1912) an einem >>Wohlt?tigkeits-Abend des rus-sischen Studentenvereins zu Gunsten der Hinterbliebenen der in den Petersburger Strassenk?mpfen Gefallenen<< im Berner Kursaal teil: >>Lotmar ist ganz Feuer, ganz Eifer. Dieser Mensch wird sich früh aufzehren, wenn er alles mit der vollen Energie anfasst. In seinem Feuer brennt der Gedanke an den Zweck des Ganzen mit. Ich war mehr für ein heiteres Opus, das verstand er gar nicht. Ein merkwürdiger, bedeutend angelegter Mensch. Doch ohne Grazie. Und ganz Intellect. Dass darin eine Einseitigkeit liegt, beginne ich einzusehn. Für mich als productiver Künstler, w?re es sogar ein Nachteil. Ich habe davon gerade reichlich genug.<<?? Vater Philipp Lotmar und die Kinder Walter, Ruth und, am Rand, Paula. Die Stationen der Beziehung zu Klee werden jeweils auch in einen medizinhistorischen Kontext von Lotmar als Forscherpers?nlichkeit gesetzt – seine umfassende neurologi-sche Bildung, sein Wirken als Kliniker und Forscher in München und Bern, seine Ver?ffentlichungen zum Thema Aphasie (Wortfindungsst?rung) und Bedeutung als Wissenschaftler. Der intelektuelle Austausch der beiden Freunde beschr?nk-te sich nicht nur auf musikalische und gesellschaftskritische ?berlegungen, sondern beinhaltete auch Fragen zur mo-dernen Kunst. Quellen sprechen dafür, dass sich Klee und Lotmar auch über den Kreativit?tsprozess von Kindern unterhiel-ten sowie über die Evolution von Schrift und Sprache.Das Haus Lotmar am Feldeggweg 3 in B ein Debattiersalon und ?bungslokalDer 1878 in München geborene Fritz Lotmar war der zweite Sohn von Philipp und Paula Lotmar, geborene Bacher.? Sein Vater wirkte von 1888 bis 1922 als ordent-licher Professor für R?misches Recht an der Universit?t Bern.? Er hatte zudem einen bedeutenden Ruf als Rechtsphilosoph und Arbeitsrechtler (AB B.?3).?Im Haus Lotmar am Feldeggweg 3 in Bern (AB B.? 4), in dem diskutiert und musiziert wurde, fand der junge Klee linkslibera-le Ansichten, die er in seinem Elternhaus ART IKEL / KLEE UND DIE F REUNDSC HAFT MI T FRI TZ LO TMARAbb.?2 Fritz Lotmar, ca. 1900, Fotograf: unbekannt(C) Gerold Lotmar, Zürich
Abb. 3 Paula und Professor Philipp Lotmar, 1890, Fotograf: Emil Vollenweider, Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Familie Klee(C) Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv
Abb. 4 Haus Lotmar am Feldeggweg 3 mit Ruth Lotmar al s M?dchen, Mai 1924, Fotograf: unbekannt(C) Gerold Lotmar, Zürich
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 30ART IKEL / KLEE UND DIE F REUNDSC HAFT MI T FRI TZ LO TMAR>>Lotmar hat sich mit Olga Selig verlobt. [...] << (Paul Klee, 1905)Auf einer solchen Benefizveranstaltung lernte Fritz Lotmar auch seine sp?tere Frau Olga Selig (1873 - 1967) kennen, die wie vie-le andere Russinnen in der Schweiz Medizin studierte (A BB.?5).??Paul Klee hielt 1905 in seinem Tagebuch fest:>>Lotmar hat sich mit Olga Selig verlobt. (...) Fritz Lotmar, der selbst für Freunde schwer zug?ngli-che Mensch, diese Festung ersten Ranges ist von einer einfachen russischen Studentin genom-men worden.<<?? Olga Selig war eine der zahlreichen Russinnen, die mit ihrer Immatrikulation an der Universit?t Bern zur Wegbereiterin des Frauenstudiums in der Schweiz wur-de.?? Die teilweise Schliessung der russi-schen Frauenhochschulen für Medizin um 1900 und die Zulassungsbeschr?nkung für Jüdinnen an der einzigen, von der Schliessung nicht betroffenen Fakult?t für Medizin an der Universit?t von St. Petersburg dürften Olga Selig mit veran-lasst haben, St. Petersburg zu verlassen, um ihre Qualifikation im Ausland zu er-werben. Denn mit einem ausl?ndischen Doktordiplom konnte sie in Russland – gleich, welcher Konfession und welchem Geschlecht sie angeh?rte – das medizi-nische Staatsexamen ablegen, um ?rztin zu werden.?? Die T?tigkeit als ?rztin war eine der wenigen Berufe, die Olga Selig als Jüdin zu dieser Zeit offenstand.?? Ihr Entschluss, in Bern und nicht in Zürich zu studieren, k?nnte mit einem Dekret der za-ristischen Regierung zusammenh?ngen, in welchem die russischen Studentinnen der Universit?t Zürich aufgefordert wurden, die Hochschule unverzüglich zu verlas-sen und nach Russland zurückzukehren, da sie sonst >>bei ihrer Rückkehr in die Heimat weder zu einer Besch?ftigung, de-ren Erlaubnis von der Regierung abh?n-ge, noch zur Prüfung einer russischen Lehranstalt zugelassen würden<<.?? Da der Erlass nur von Zürich sprach, wichen die russischen Studentinnen vorwiegend nach Bern aus.?? Ein weiterer Grund für Wahl Berns als Studienstandort k?nn-ten auch die erschwerten Bedingungen für Doktorandenexamen der Universit?t Zürich gewesen sein.?? Der Andrang rus-sischer Studentinnen an schweizerischen Hochschulen war zur Jahrhundertwende so gross, dass sich Unmut unter der Schweizer Studentenschaft, in der Bev?lkerung und in der Presse über die emanzipierten, vor-zugsweise in Gruppen auftretenden rus-sischen Studentinnen breitmachte, von denen viele Jüdinnen und Anh?ngerinnen sozialistischer oder anarchistischer Ideen waren, (ABB.?6).?? Klee stand der Beziehung zwischen der fünf Jahre ?lteren, etwas >>damenhaft<< wirkenden >>russischen Studentin<< und dem introvertierten Mediziner Fritz Lotmar zun?chst skeptisch gegenüber.?? Seine Bedenken verflüchtigen sich jedoch, als Klee die >>gescheite<<, kleingewachse-ne >>Jüdin<>sch?nem Kopf<<, die >>in Abb. 5 Olga Lotmar in ihrem Studierzimmer, ca. 1905, Fotograf: unbekannt(C) Gerold Lotmar, Zürich
Abb. 6 >>Die verschwundene Russin<<, November 1907, in: Nebelspalter. Illustriertes humoristisch-satirisches Wochenblatt, 33. Jahrgang, Nr. 47, Titelblatt
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 31ART IKEL / KLEE UND DIE F REUNDSC HAFT MI T FRI TZ LO TMARGesellschaft einen narkotischen Parfum<< ausstr?mte, n?her kennenlernte und au-sserdem erfuhr, dass sie aus wohlhaben-dem Hause stammte und deshalb nicht auf eine >>gute Partie<< zu sehen hatte, wie Klee in einem Brief an Lily festhielt.?? Klee erw?hnte im bereits zitierten Brief an Lily, dass die Eltern von Olga >>aus einer Moskauer Grosskaufleutefamilie<< stamm-ten. Moskau wird auch in allen Dokumenten der Universit?t Bern, die Olga Selig-Lotmar betreffen, als ihr Heimatort aufgeführt.?? Laut Ruth Lotmar, Tochter von Fritz und Olga Lotmar, kamen ihre Grosseltern mütterlicherseits, Philipp und Lina, ge-borene Manassewitch, ursprünglich aus Ostpreussen.?? In jungen Jahren, >>zwi-schen 1865 und 1870<<, wanderten Olgas Eltern nach Russland aus. Zun?chst liessen sie sich in Sankt Petersburg nieder. Sp?ter zog die Familie in die Handelsmetropole Moskau. Dort gelangte sie mit einer Fabrik für Posamenten zu Reichtum. W?hrend der Februarrevolution 1917 wurde die Fabrik von den Bolschewiken enteignet.?? Diese Tatsache entbehrt nicht einer ge-wissen Ironie, da die Lotmars die Ideen der russischen Revolution anf?nglich noch unterstüzen.??Gleichwohl schien sich Klee mit Olga Selig nicht so recht zu verstehen, da sie sich für Kunst nicht gross
interessierte.?? W?hrend Olga ihr Studium der Medizin ziel-strebig in Bern verfolgte, hielt sich Fritz Lotmar zu Ausbildungszwecken h?ufig im Ausland auf.?? W?hrend der Abwesenheit seines besten Freundes traf sich Klee ab und zu mit Olga, die jedoch wegen ihres Medizinstudiums nur wenig Zeit für Kaffeehausbesuche hatte. Nach zehn Semestern schloss sie ihr Studium mit ei-nem Doktorexamen und einer Dissertation über >>Schicksale der f?talen Atelektase<< bei Theodor Langhans am Pathologischen Institut der Universit?t Bern am 17. Juli 1907 ab.?? Unmittelbar danach, im Mai 1908, übersiedelte sie mit Fritz Lotmar, den sie am 27. Februar 1907 in Bern geheiratet hat-te, nach München. In der Folge widmete sich Olga Lotmar in erster Linie der Erziehung ihrer drei Kinder und führte den Haushalt.?? Nebenher war sie als Kinder?rztin t?tig, wie aus ei-nem Brief von Klee an Lilly hervorgeht, sowie als forschende Neurologin, wo-von der Aufsatz >>Beitr?ge zur Histologie des Glioms<< (ABB.? 7) in der von Franz Nissl und Alois Alzheimer herausgegebenen Zeitschrift
Histologische und histopatholo-gische Arbeiten über die Grosshirnrinde mit besonderer Berücksichtigung der patholo-gischen Anatomie der Geisteskrankheiten von 1912/13 zeugt.?? Die Untersuchungen der Hirntumore für die Studie erfolg-te im >>anatomischen Laboratorium der Psychiatrischen Klinik<< von Alois Alzheimer, wo auch ihr Mann in der Forschung t?tig war. Dieser publizierte in derselben Nummer der damals führenden neurologischen Zeitschrift einen umfang-reichen Beitrag >>zur?Histologie?der? akuten Myelitis? und Encephalitis,? sowie verwand-ter Prozesse<<.?? >>Umfassende neurologische Bildung<< (Mieczyslaw Minkowski, 1964) Nach seinem Medizinstudium in Bern war Fritz Lotmar von 1904 bis 1906 als Assistent des Internisten Hermann Sahli am Inselspital in Bern (ABB.? 8) t?tig.?? Sahli wirkte von 1888 bis 1929 als Ordinarius für innere Medizin und Direktor der medizini-schen Klinik des Inselspitals.?? Er wehr-te sich sp?ter gegen die Abtrennung der Neurologie als eigenst?ndiges Fach, was Lotmars Laufbahn in Bern massgeblich beeintr?chtigte.??Von 1906 bis 1908 bildete sich Lotmar in Paris, Berlin und München als Nervenarzt weite r.?? An der Psychiatrischen Klinik H?pitale de la Salpêtrière in Paris lehr-te Professor Jules-Joseph Déjerine, der als Savoyarde und Absolvent der Genfer Kantonsschule der Schweiz Abb.?7 Kolorierte Zeichnungen von Gliom-Tumorzellen (Abkürzung >>glz<< in der Illustration) des zentralen Nervensystems nach mikroskopischen Schnittbildern, Olga Lotmar, >>Beitr?ge zur Histologie des Glioms<<, in: Histologische und histopathologische Arbeiten über die Grosshirnrinde mit besonderer Berücksichtigung der pathologischen Anatomie der Geisteskrankheiten, 1913, Bd. 6, H. 2, S. 433-475, Tafel X XII. Abb.?8 Fritz Lotmar, dritter Ar zt von links, mit Hermann Sahli, Mitte, im klinischen H?rsaal Bern, um 1905, Fotograf: unbekannt(C) Gerold Lotmar, Zürich
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 32AR TIKEL / KLEE UND DIE FREUNDS CHA FT MIT FRI TZ LO TMARbesonders nahestand.?? Lotmar h?rte an der Salpêtrière auch Vorlesungen des Neurologen Joseph Babinski, Schüler des berühmten Psychiaters Jean-Martin Charcot.?? Lotmar publizierte 1906 in der Revue Neurologique in Paris zusammen mit Charles de Montet?? die in der Fachwelt be-achtete Arbeit Examen de I’intelligence dans un cas d’aphasie de Broca??. Darin bezog er Stellung gegen die schon damals vor-handene Tendenz, aphasische St?rungen als Folge einer allgemeinen St?rung der Intelligenz aufzufassen, und setzte sich da-für ein, dass eher von St?rungen der inne-ren Sprache auszugehen sei und diese sich auch in der allgemeinen Intelligenz, be-sonders im Hinblick auf abstrakte Begriffe (zum Beispiel besonders auf Zahlen) auswirke.?? Von April 1907 bis Ende M?rz 1908 stu-dierte er an der privaten Poliklinik für Nervenkranke von Hermann Oppenheim in Berlin und arbeitete auch in dessen Laboratorium. ?? Kurz vor seiner Abreise nach Berlin erreichte ihn ein Brief von Klee, der ihn als seinen >>altbew?hrten Leibarzt<< in die noch ungewisse Schwangerschaft seiner Frau Lily einweihte.??Die Resultate seiner T?tigkeit an der pri-vaten Nervenklinik von Oppenheim ver-?ffentlichte Lotmar 1908 im Aufsatz >>Ein Beitrag zur Pathologie des Kleinhirns<<.?? An der Oppenheimschen Klinik lernte Lotmar auch Richard Cassirer kennen, der zuerst Assistent und sp?ter Teilhaber war. Cassirers 1900 ver?ffentlichte Publikation Die vasomotorisch-trophischen Neurosen trug 1938 massgeblich zur Diagnose von Klees Krankheit bei.?? Der Berliner Maler Max Liebermann portr?tierte den bedeu-tenden Nervenarzt 1918 (A BB.?9).Nachbarn in München, Pendeln zwischen München und Bern1908 bis 1912 setzte Fritz Lotmar sei-ne neurologische Fachausbildung an der Psychiatrischen Universit?tsklinik bei den Professoren Emil Kraepelin und Alois Alzheimer fort, nachdem er zuvor noch für einige Zeit im psychologischen Laboratorium der psychiatrischen Klinik München für den Leiter Max Isserlin t?-tig gewesen war, mit dem er auch pub-liziert hatte (ABB .? 10).?? Paul Klee schrieb über seinen Freund, dieser sei von Berlin nach München gekommen, >>um sich an Kraepelin zu verkaufen<<.?? In Alzheimers Laboratorium entstand Lotmars erste gr?-ssere Arbeit, die 1913 gedruckten >>Beitr?ge zur Histologie der akuten Myelitis<<.??Laut Polizeimeldebogen bezogen Fritz und Olga Lotmar am 5. Mai 1908 ihre erste ge-meinsame Wohnung in der Isabellastrasse 23/0.?? Sie lag nur 10 Minuten zu Fuss von der Wohnung ihrer Freunde Paul und Lily Klee entfernt im Stadtteil Schwabing, dem Quartier der Künstler, Intellektuellen und Literaten.?? Die Ehepaare Klee und Lotmar nahmen regen Anteil am Leben der be-freundeten Familien, und die Tradition des gemeinsamen Musizierens wur-de in München fortgesetzt, wie aus den Lebenserinnerungen von Lily Klee zu erfah-ren ist. >>Damals lebte auch in München (in d. Isabellastr.) Dr. Fritz Lotmar, Nervenarzt aus Bern, Pauls Jugendfreund mit s. jun-gen Frau Olga (geb. Selig) aus Moskau, ei-ner Medizinerin. Dort waren auch ihre zwei ?ltesten Kinder geboren Walter (am 19. Juli 1908) u. Ruth im Februar 1910. Es sind un-sere ?ltesten Freunde, mit denen wir dann viel Hausmusik machten u. Kammermusik spielten. Dr. Lotmar spielte ausgezeichnet die Bratsche. (...)<<.?? Paul Klee fotografierte Lotmars Sohn Walter am 22.? 7. 1908, drei Tage nach der Geburt, und berichtete sei-ner Frau Lily: >>Den kleinen Lotmar habe ich heut photographisch aufgenommen, ich glaube mit Erfolg.<< (AB B.?11)?? Zur selben Zeit malte Klee eine Serie von Aquarellen seines Sohnes Felix an, von de-nen Lotmar, vermutlich im Winter 1912/13, das Schwarzaquarell Kinderbildnis 190 8, 64 erwarb (A BB.? 12 ).?? Es zeigt Klees Sohn Abb.?9 Max Liebermann, Bildnis Richard Cassirer, 1918, ?l auf Leinwand, 96,5 x 78,1 cm(C) Tate Galler y, London
Abb. 10 Gast?rzte im anatomischen Laboratorium München mit Professor Alzheimer, stehend, 3.v.r, sowie Fritz Lotmar, stehend, 1.v.l, um 1908, Fotogr af: unbekannt(C) Dr. Esteban Garcia-Albea, Madrid
Ab b. 11 Walter Lotmar, 22. Juli 1908, Fotografie, 12,5 x 21,5 cm, Fotograf: Paul Klee(C) Gerold Lotmar Zürich
Abb. 12 Paul Klee, Kinderbildnis, 190 8, 64, Aquarell auf Papier, Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Livia Klee(C) Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 33ARTIKEL / KLEE UND DIE FREUNDS CHA FT MIT FRI TZ LOTMA RFelix im Alter von etwa einem Jahr. Lotmar schenkte das Blatt sp?ter Paul Klees Schwester Mathilde. Lotmar erwarb in der Folge weitere Werke von Klee, wie das Hinterglasbild Strasse mit
Fuhrwerk, 1907, 26, das Aquarell Sugiez, 1910, 53 ( ABB.? 13) , welches Lotmar anl?sslich der Klee-Ausstellung im Juni 1911 in der Modernen Galerie Thannhauser in München erstand, die Federzeichnung Georgenschweige bei München, 1910, 56,
Oberhofen a. Thunersee, 1912, 100 in Temperafarben sowie die Pinselzeichnung Reiterstudie, . Fritz Lotmar ge-h?rte zu den frühen Klee-Sammlern, zu denen auch sein Bruder Heinz Lotmar z?hlte, der die beiden Aquarelle Strasse unter B?umen Georgenschweige, 1908, 65 und
Kanal b. Sugiez, 1910, 55 besass. Die beiden
Sugiez-Aquarelle werden in Paul Klees Tagebüchern und in einem Brief an Lily Klee erw?hnt. Sie stammen aus der Schaffensphase, in der sich der Künstler von der tonalen Helldunkelmalerei ab und dem farbigen Aquarell zuwandte. In sei-nem autobiografischen Text von 1919 für Wilhelm Hausenstein erw?hnte Klee die beiden Werke: >>In den Sommerferien von Bern aus die Gegend zwischen Murten- und Neuenburgersee aufgesucht we-gen / ihrer mehr westlichen Farbigkeit. Einige Aquarelle da gemalt (Sugiez, Kanalbilder).<<?? Klee schuf die zwei Sugiez-Aquarelle 1910, vier Jahre vor seiner Reise mit August Macke und Louis Moilliet nach Tunesien. Damit z?hlen sie zu den seltenen Zeugnissen von Klees ersten erfolgrei-chen Arbeiten auf dem Gebiet der farbigen Aquarellmalerei.??Für einen gemeinsamen Freund, den Zoologen Walter Volz, der auf einer Forschungsreise im >>Hinterland von Liberia<<?? sein Leben liess, verfasste Lotmar eine biografische Einleitung zu den >>Reiseerinnerungen aus Ostasien, Polynesien, Westafrika<<, die nach dem tra-gischen Tod des Forschers 1909 im Franke Verlag in Bern erschienen.?? Klee, der Volz kannte und mit ihm gelegentlich musizier-te, vermerkte in seinem Tagebuch: >>Dr. Volz auf einer Afrikareise umgekommen. Braver mutiger Mensch. Geriet in Liberia in ein Franzosengefecht. Hatte noch gesagt zu mir: Vilicht t?ts mi de, u. we s mi nid t?t so wotti de o hürate. In der Nydecklaube, ich sehe ihn noch vor mir. Fritz schleppte ihn immer zur Musik. Z’letscht hets em afa g’falle.<<??Im Besitz des >>deutschen ?rztlichen Staatsdiploms<<?? h?tte Lotmar in München bleiben k?nnen. Doch zog er es vor, 1912?? nach Bern an die Sahlische Klinik zu-rückzukehren, um sich in der Schweiz als Privatdozent für Innere Medizin mit ei-ner Arbeit über Hirnhautentzündung zu habilitieren?? und 1914 das medizinische Staatsexamen abzulegen.?? Klee war über die Pl?ne seines Freundes informiert: >>(...) Fritz bereitet sich für das anatomische Examen vor (im Februar!) und gedenkt, das Staatsexamen im Frühling zu machen. (...)<<.??>>?usserst wertvoller Beitrag zum Aphasieproblem<< (Mieczyslaw Minkowski, 1964)1915 bis 1918 leistete Fritz Lotmar als Landsturmarzt Sanit?tsdienst in Milit?rspit?lern des süddeutschen Raumes. Zuletzt war er Leiter des Sonderlazaretts für Hirnverletzte des 14. Armeekorps’ in Rohrbach bei Heidelberg. Zahlreiche Neurologen wie Max Isserlin, Kurt Goldstein, Walther Poppelreuter??? oder Emil Fr?schels, dienten als Stabs?rzte für Hirnverletzte in der deutschen Armee. Bei einem Fronturlaub trafen sich die beiden Freunde 1918 in Oberhausen bei Augsburg, was Klee in einem Brief an Lily folgender-massen schilderte: >>Am andern Tag hab ich dann Onkel Fritz auch endlich wie-der einmal gesehen, und wir waren ganz Abb.?13 Paul Klee, Sugiez 1910, 53, Aquarell auf Papier auf Karton, 16 × 22 cm, Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Paula Lotmar(C) Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 34ARTIKEL / KLEE UND DIE FREUNDS CHA FT MIT FRI TZ LO TMARdie Alten, als ob wir uns gestern getrennt h?tten. ?usserlich war es ja etwas merk-würdig: ich als Soldat und er als Arzt im Hauptmannsrang
( ABB.? 14, A BB.? 15). Ich zog dann aber nachher Zivil an, um mich freier mit ihm bewegen zu k?nnen. Wir tranken Kaffee im K?nigsblau und assen zuletzt zusammen bei Ost. Er übernachtete in un-serm alten >Hotel Drei Kronen<. Um
10 trennten wir uns erst. Viel sprachen wir über Kunst und Musik. Er hat viel über die neue Kunst nachgedacht, und es war sehr interessant<<.?? Die Erfahrungen mit Schuss- und Granatverletzungen des Gehirns konfron-tierten den Sanit?tshauptmann Lotmar mit den klinischen, therapeutischen und re-habilitativen Problemen der Aphasie, also der Sprachst?rung nach abgeschlossener Sprachentwicklung durch Sch?digung der Sprachregion im Gehirn (A BB.?16).Das Schicksal seiner Patienten veranlasste Lotmar zu einer eingehenden wissen-schaftlichen Erforschung der Aphasie, die er 1919/20 zur erschwerten Wortfindung bei Hirnverletzten in einem zweiteiligen Aufsatz im Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie publizierte.?? Mit den Erfahrungen zur Diagnose und Behandlung von Kopfverletzungen aufgrund des Ersten Weltkriegs wurde das vorherrschende Lokalisationsparadigma, das sich im letz-ten Drittel des 19. Jahrhunderts etabliert hatte, allm?hlich infrage gestellt.?? Als Fortsetzung seiner Aphasie-Forschung, die bis 1906 zurückreichte,?? und klini-scher Studien in München ver?ffentlichte Fritz Lotmar 1933 in zwei Teilen die Arbeit >>Zur Pathophysiologie der erschwerten Wortfindung bei Aphasischen<<.?? Wie schon 1919/20 betonte er die prim?r sprachliche Natur aphasischer Wortfindungsst?rungen und die daraus hervor gehende Erschwerung des Denkens. Lotmars Ansichten über die Aphasie führten zu einer heute zu Unrecht vergessenen wissenschaftlichen Kontroverse mit Ludwig Binswanger.?? Der Psychiater Binswanger leitete die Privatklinik Bellevue in Kreuzlingen und war Begründer der daseinsanalytischen Psychiatrie. Binswanger lehnte Lotmars Betonung der prim?r sprachlichen Natur aphasischer Wortfindungsst?rungen und einer daraus resultierenden sekund?ren Erschwerung des Denkens ab. Vielmehr vertrat Binswanger im Gegensatz zu Lotmar eine ganzheitliche Auffassung der Sprache. Amnesische-aphasische Erscheinungen führte er auf >>St?rungen im Vollzug des gesamten sinnbelebten sprachlichen Ausdrucks, also auch des Vollzugs der Bedeutungsintension, popul?r ausgedrückt des Denkens<< zurück.?? 1935 ?usserte sich Fritz Lotmar vor den Schweizer Neurologen über >>Neuere K?mpfe über die Auffassung aphasischer St?rungen<<, die er ein Jahr sp?ter im Fachorgan
Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie publizierte.?? 1940 ver?f-fentlichte er erneut einen Beitrag >>Zur Lehre von der erschwerten Wortfindung und ihrer Rückwirkung auf das Denken des Aphasischen<<.?? Der letzte Beitrag Lotmars zum Problem betraf 1946 die Urteilsf?higkeit und Entmündigung von Aphasie-Patienten mit fast v?lligem Verlust des sprachlichen Ausdrucks und mit Rechenst?rung.?? Das Thema >>Sprache<< Abb. 14 Fritz Lotmar in der Uniform eines Hauptmanns der Sanit?tstruppen, ca. 1917 Fotograf: unbekannt(C) Gerold Lotmar, Zürich Abb.?15 Paul Klee (2. Reihe von oben: Mitte) in der Korporal schaft der Landsturm - Kompanie Landshut, 1916, Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Familie Klee(C) Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv
Abb. 16 Sch?digungen durch Kopfschuss, in: Poppelreuter 1917, Tafel VII, im Anhand der Publikation. Bei den milit?rischen Patienten >>Heinze<<, >>Schülerscheidt<>Sigwalt<< wird durch den Kopf-schuss das Sprachzentrum beeintr?chtigt.
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 35ART IKEL / KLEE U ND DIE F REUNDSCHAF T MIT FRIT Z LOTMARwar ebenfalls ein zentraler Aspekt im Werk von Klee. Als? Forschungsdesiderat? wird deshalb die? Frage? gestellt, ob? Klee in seinen ?berlegungen zur Sprache, ins-besondere derjenigen der Kinder, auch me-dizinische Aspekte mitberücksichtigte, die er sich in den Unterhaltungen mit Lotmar erschloss.?? Rückkehr nach Bern Nach drei Jahren Dienst in deutschen Lazaretten und der Ausheilung eines Lungenleidens in Davos kehrte Lotmar 1920 nach Bern zurück, wo er eine neu-rologische Praxis einrichtete und am Pathologischen Institut von Professor Carl Wegelin lehrte.?? Zu seinen Patienten z?hl-te auch Klees Mutter, wie zwei Briefen von Lotmar an Klee zu entnehmen ist.??Lotmar berichtet in diesen beiden Briefen über den Verlauf der palliativen Behandlung und den Tod von Klees Mutter, Ida Maria, geborene Frick am 15. M?rz 1921. Eine medizinische Diagnose für >>den schon seit Jahren schweren, zuletzt aber überaus qu?lenden hilflosen Zustande<<, an der Klees Mutter schon seit Jahren litt, ist nicht zu erfahren, wohl aber, dass Klee zu der Trauerfeier für seine Mutter, wegen Reisevisum-Schwierigkeiten?? nicht recht-zeitig anwesend sein konnte, ihr jedoch zuvor bei seinen regelm?ssigen Besuchen >>einige musikalisch sch?ne Stunden<< ver-schaffte. Klee und Lily hatten offenbar eine Art Vorahnung zum Tod der Mutter, wie Lily Klee in ihren unver?ffentlichten Lebenserinnerungen berichtete. >>An dem Tage ihres Todes wurde ich pl?tz-lich sehr krank. Nur 1 Tag, eine heftige Magen u. Darmattaq ue, die mich Abds um 6 pl?tzl. verliess u. ich wieder ganz gesund war. Wie nachtr?glich festgestel lt, war es ihre Todesstunde gewesen. Paul hatte schon tagelang vorher in Weimar unterbew usst die düsteren Vorahnungen geh abt. Als er die da mals gemach-ten Bl?tter zusammenstellte, die er wie aus dem Unterbew usstsein heraus gema lt hatte, trugen sie bereite Trauerr?nder. Ich bewahre noch jetzt einige dieser fa rbigen Bl?tter auf, zum Beispiel im Zeichen der Schnecke.<< (ABB.?17).?? Neben seinen klinischen Arbeiten und der Lehre nahm sich Lotmar auch immer noch Zeit für seine Forschungen. 1921 publi-zierte er in der Schweizerischen medizini-schen Wochenschrift eine kleinere Arbeit >>Zur Kenntnis der Wassermannschen Reaktion bei Tumoren des Zentralen Nervensystems<<?? und ein Jahr sp?ter eine Arbeit >>Zum famili?ren Vorkommen der multiplen Sklerose<< mit Bezug auf die >>(...) Streitfrage, ob die multiple Sklerose eine endogene oder exogene Erkrankung sei (...)<<.?? 1925 ver?ffentlichte er einen Vortrag zum Thema >>Einige Gedanken über Komik und Spiel<< auf ausdrücklichen Wunsch der Zuh?rerschaft, der Berner psychologischen Vereinigung und Leon Asher, Ordinarius für Physiologie, Leiter des Physiologischen Institutes und sp?teren Dekan der Universit?t Bern.?? 1926 publizierte Lotmar die >>bedeutende Monographie<< (Minkowski) >>Die Stammganglien und die extrapyra-midal-motorischen Syndrome<<, welche in der bekannten Serie der >>Monographien aus dem Gesamtgebiet der Neurologie und Psychiatrie<< im Springer-Verlag erschien.??Abb.?17 Paul Klee, Im Zeichen der Schnecke, 1921, 27, ?lpause und Aquarell auf Papier auf Karton, 38,8 x 27,4 cm, Standort unbekannt(C) Zentrum Paul Klee, Bern, Archiv
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 36ARTIKEL / KLEE UND DIE F REUNDSCHAFT MI T FRITZ LOTMA RErneut in München Lotmar war zwar in Bern habilitiert und als Forscher anerkannt,?? doch die Aussichten auf eine akademische Laufbahn waren für ihn nicht gross. Hermann Sahli war ein >>ausgesprochener Gegner einer selbst-st?ndigen Neurologie<<. ?? Zudem hatten nach Einsch?tzung von Isserlin >>deutsche Gelehrte, die nicht [wie Lotmar] auf ihre deutsche Staatsangeh?rigkeit verzichten wollten, an den Universit?ten der Schweiz keine besonderen Aussichten<<.?? Deshalb war es verst?ndlich, dass der gebürtige Münchner dem Ruf seines Freundes Max Isserlin an die Heckscher Nervenheil- und Forschungsanstalt nach München Folge leistete (ABB.?18).?? 1929 übersiedelte der damals 51-j?h-rige Lotmar ein zweites Mal von Bern nach München und arbeitete sowohl als Oberarzt am neu er?ffneten Kinderhaus der Heckscher Klinik für geistig behin-derte Kinder und Jugendliche ( ABB .? 19) als auch am Spielmeyer’schen Laboratorium der deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie (Kaiser Wilhelm Institut, heu-te Max-Planck-Institut für Psychiatrie).?? Mit der Erweiterung der Anstalt um eine Kinder- und Jugendlichenabteilung mit heilp?dagogischer Tagesst?tte leitete Isserlin die Neuausrichtung des Heckscher >>Hirnverletzten Heim<< zu einem Klinikum für Kinder- und Jugendpsychiatrie ein. Die Kinderheilkunde war damals ein rela-tiv neues Spezialgebiet, dem sich jüdische ?rzte in München in besonderem Masse widmeten.?? Nach dem Krieg 1921 konnte Isserlin, wie zuvor schon Kurt Goldstein in Frankfurt oder Walter Poppelreuter in K?ln, durch private Zuwendungen des Deutschamerikaners jüdischer Abstammung August Heckscher, eine >>Nervenheilanstalt<< zur Erforschung der Folgesch?den von Hirnverletzungen in München-Schwabing gründen, nachdem die neurologisch-psychiatrischen Lazarettabteilungen mit den hirnverletz-ten Kriegsgesch?digten im Schwabinger Krankenhaus und im Krankenhaus rechts der Isar aufgel?st worden waren.?? Solche Patienten verlangten eine Langzeitpflege und bildeten ein unerwünschtes Mahnmal für die Schrecken des Krieges. Sie bewirk-ten, wie es hiess, eine >>Unterminierung der v?lkischen Wehrhaftigkeit<<, weshalb Kriegsinvalide mit einer Hirnverletzung >>am besten unsichtbar in entsprechen-den Anstalten<< unterzubringen seien.?? Die w?hrend des Ersten Weltkriegs im Gewehrfeuer oder durch Granatsplitter ver-ursachte Kopfverletzungen waren zentra-le Innovationstreiber in der Hirnforschung 20. Jahrhunderts, insbesondere in der Lokalisation der Funktionen.?? Nach ihrer Ankunft in München bezogen die Lotmars laut Einwohnermeldekarte vorübergehend eine Mietswohnung an der Isoldenstrasse 10, die in unmittel-barer Nachbarschaft zur Klinik und zur Forschungsanstalt im Stadtteil Schwabing lag.?? Das amtliche Dokument vermerkt anfangs 1930 eine Adress?nderung. Die Wohnung, mit der Adresse >>Trautenwolfstrasse 3<< lag ebenfalls im Stadtteil Schwabing, ganz in der N?he ihrer ersten Wohnung und derjenigen der Klees. Sie war auf der Einwohnermeldekarte mit einem Eigentumsvermerk versehen. Dies deutet darauf hin, dass sich die Lotmars für l?ngere Zeit, vielleicht sogar für immer in München niederlassen wollten. München er?ffnete Lotmar neue berufli-che und soziale Perspektiven. Mit Isserlin und Spielmeyer, dem Nachfolger von Alzheimer, hatte Lotmar zwei kollegiale Vorgesetzte, die ihn in seiner klinischen T?tigkeit und seiner Forschung unter-stützten.?? Die Neurologie war an der deut-schen Forschungsanstalt für Psychiatrie bereits eine etablierte Fachdisziplin und die Kinderheilkunde ein vielversprechen-des neues klinisches Anwendungsgebiet. Lotmar hatte sich offenbar schon l?nger mit neuropsychologischen Fragestellungen bei Kindern und Jugendlichen auseinan-dergesetzt, wie aus dem Aufsatz >>Einige Gedanken über Komik und Spiel<< von 1925 ersichtlich wird und der sich im Wesentlichen mit der Komik und dem Spiel von Kleinkindern befasst:?? >>[Ich habe] von jeher mit sehr lebhaftem Interesse?an Abb.?18 Fritz Lotmar (links) und Max Isser lin (rechts) – Ausschnitt aus Abb. 10(C) Dr. Esteban Garcia-Albea, Madrid
Abb. 19 Heckscher-Stiftung, Hirnverletzten Heim München (Gartenseite), Ansichtskarte, 1937(C)Privatbesitz Küsnacht, Bildarchiv
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 37ARTIKEL / KLEE UN D DIE FR EUNDSCH AFT MIT FRIT Z LOTMAReigenen und fremden Kindern?wie auch an Tierjungen Beobachtungen über ihr Spielen und ihre Frühentwicklung überhaupt an-gestellt.<< ?? Zu den von Lotmar erw?hnten >>fremden Kindern<< k?nnte auch Felix Klee geh?rt haben, als dieser noch ein Kleinkind war. Es ist anzunehmen, dass sich Klee und Lotmar auch über Beobachtungen zur Frühentwicklung und zum Spiel von Felix unterhielten, die Klee in seinen Briefen an Lily mehrfach beschrieb und im >>Felix-Kalender<< detailliert festhielt.?? Klee er-w?hnte in einem Brief vom Oktober 1908 an Lily den Besuch seines Freundes Lotmar und er schilderte eine Szene des Versteckspiels von Felix mit einem >>klei-nen Vorhang<<.?? Diese Beobachtungen fanden sp?ter im Aufsatz von Lotmar >>über Komik und Spiel<<, im Abschnitt über das >>kindliche Versteckspiel<<, eine Entsprechung.?? Es ist anzunehmen, dass sich damals die beiden Freunde auch über bildnerische Selbstzeugnisse von Kindern unterhielten, welche Klee sp?ter in der von seinem Freund Hans Bloesch herausgege-benen Zeitschrift Die Alpen. Monatsschrift für schweizerische und allgemeine Kultur zum künstlerischen Ideal des Blauen Reiters erkl?ren wird: >>Es gibt n?mlich auch noch Uranf?nge von Kunst, wie man sie eher im ethnographischen Museum findet oder daheim in der Kinderstube (lache nicht, Leser), die Kinder k?nnen>s auch, und das ist durchaus nicht vernich-tend für die jüngsten Bestrebungen, son-dern es steckt positive Weisheit in diesem Umstand. Je hilfloser diese Kinder sind, desto lehrreichere K denn es gibt auch schon hier eine Korruption: wenn die Kinder anfangen entwickelte Kunstwerke in sich aufzunehmen oder gar ihnen nachzuahmen<<.??? In derselben Nummer der Alpen (Heft 5) ver?ffentlichte Hans Bloesch einen Artikel über Klee (Ein moderner Grafiker), der in enger Zusammenarbeit mit Klee entstan-den ist, wie aus einer Postkarte von Klee an Bloesch hervorgeht.??? Im Artikel über Klee nahm Bloesch ebenfalls Bezug auf den >>Münchener Brief<< von Klee, worin die-ser seine neuen Kunstideale propagierte, welche in der Zielsetzung denjenigen des Blauen Reiters entsprachen: >>Er und die ?hnlichen Zielen zustrebenden Maler – (der Zufall will, dass gerade in diesen Tagen in München eine Gruppe dieser Neuerer eine Ausstellung veranstaltet hat, und ein noch überraschenderer Zufall l?sst gerade Klee in unserem München Brief sich mit dieser Ausstellung auseinandersetzen, und wir k?nnen unsere Leser darauf verweisen, es wird ihnen daraus manches klar wer-den) – sehen in der noch unbeeinflussten Kunst des Kindes und der primitiven V?lker einen Wegweiser für ihr eigenes Schaffen. (...)<<.??? Durch die Propagierung der soge-nannten >>Kinderkunst<< als Kunstideal, ge-winnt das Kinderbildnis, 1908, 64, welches nach Anweisung von Klee zu Beginn des Artikels >>ganzseitig mitten auf ein leeres Blatt glattes Papier<< zu drucken sei (ABB.?20) zus?tzlich an Bedeutung. Im selben Beitrag nahm Bloesch auch Stellung zur vereinzelten Kritik des Berner Ausstellungspublikums an der >>Kindlichkeit<< von Klees Kunst.??? Es ist wohl kein Zufall, dass Lotmar das Kinderbildnis von 1908 im Anschluss an die Ver?ffentlichung in den Alpen vermut-lich im Winter 1912/13 für 100 Mark in München erwarb (A BB.? 12 ).??? Der Kauf des Kinderbildnisses unterstreicht Lotmars Interesse an der Frühentwicklung des Kindes und zeugt vom gemeinsa-men Interesse der beiden Freunde am Thema Kind. Zum Kreativit?tsprozess bei Kinderzeichnungen sind von Lotmar kei-ne schriftlichen ?usserungen bekannt.??? Ein Gleiches gilt für die Selbstzeugnisse von Geisteskranken, einem weiteren Ideal der >>Uranf?nge von Kunst<< von Klee und dem Blauen Reiter. Das heisst aber nicht, dass sich Klee und Lotmar nicht auch über die Kreativit?t von Geisteskranken unter-hielten. Denn Lotmar war als Kraepelin-Schüler bestens mit dem Thema vertraut, da Kraepelin in seinen Vorlesungen bild-nerische Arbeiten von Geisteskranken mit Werken zeitgen?ssischer Künstler wie Max Klinger verglich.???In Fortsetzung seiner Untersuchungen, die er in Bern begonnen hatte, publizierte Abb.?20 Paul Klee, Kinderbildnis, 1908, 64, in: Hans Bloesch >>Ein moderner Graphiker<<, in: Die Alpen. Monatsschrift für schweizerische und allgemein Kultur, 1912, H. 5 (Januar), S. 263 - 272, S. 263.
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 38ARTIK EL / KLEE UND DIE FRE UNDS CHAFT MIT FRI TZ LOTMA RLotmar in der Folge mehrere wissen-schaftliche Arbeiten wie das Referat über >>Die extrapyramidalen Erkrankungen im Kindesalter (1930),??? die grosse Monografie >>Zur Pathophysiologie der erschwerten Wortfindung bei Aphasikern<< (1933)??? oder Studien über Entwicklungsst?rungen und andere Ver?nderungen am Gehirn bei en-demischem Kretinismus (1933).??? Doch kaum hatte er sich in München wieder ein-gelebt, zwang ihn der >>politische Umsturz<< (Lotmar) München 1934 wieder zu verlas-sen und diesmal endgültig in die Schweiz nach Bern zurückzukehren, wo er seine T?tigkeit als Nervenarzt und Dozent wieder aufnahm.??? Aus Rücksicht auf die bestehenden wirt-schaftlichen Schwierigkeiten soll Lotmar von sich aus der Heckscher Klinik die Kündigung angeboten haben, nachdem die monatlichen Zahlungen aus dem ame-rikanischen Verm?gen der jüdischen Heckscher-Stiftung ab Frühjahr 1933 aus-geblieben waren.??? Es war jedoch Lotmars >>nicht-arische<< Abstammung, die zu sei-ner Kündigung führte, wie der Aphasie-Forscher.??? 1956 schrieb: >>Unter dem Druck der Naziverfolgung, angesichts der zweifelhaft gewordenen Eigenstellung und der gering erscheinenden Aussichten für eine menschenwürdige Zukunft und eine geordnete Berufslaufbahn für mei-ne Kinder fasste ich den Entschluss, mein Dienstverh?ltnis mit Heckscher [der Heckscher-Klinik] in tunlichster Baelde zu l?sen, meinen Wohnsitz in Deutschland aufzugeben, und denselben nach der Schweiz (Bern) zurueckzuverle-gen, mit anderen Worten: aus Deutschland auszuwandern.<<??? Max Isserlin, der sp?ter wegen seiner jü-dischen Herkunft ebenfalls entlassen wurde,??? erkl?rte dem Kuratorium der Heckscher-Stiftung Anf ang November 1933,
Lotmar habe >>keineswegs den Wunsch ge-habt, seine Stelle zu verlassen, in die er sich gut eingelebt<< habe. Die Erwartungen, die man an seine Berufung geknüpft hatte, waren >>in h?chstem Masse<< erfüllt wor-den.??? Lotmar schrieb deshalb 1956 an das Landesentsch?digungsamt München, dass >>(...) der von [der] Heckscher[-Klinik] an-gegebene Grund finanzieller Bedr?ngnis in keiner Weise den Tatsachen entsprach und lediglich zur Verdeckung des wahren Grundes diente.<<???Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 sa-hen sich die Juden und damit auch die jüdischen ?rzte in Deutschland immer st?rkren Repression ausgesetzt. Bereits am 22. April 1933 verloren jüdische ?rzte ihre Kassenzulassung, >>Nicht-Arier<< durften nicht mehr Medizin studieren, und mit dem >>Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums<< (A BB .? 21) vom 7. April 1933 wurden jüdische Dozenten und Professoren aus den Universit?ten entfernt.??? Parallel dazu trieb die Stadt München auf lokaler Ebene die >>Entjudung<< der ?rzteschaft voran.??? Neben diesen admi-nistrativen Ausschaltungsmassnahmen, die nicht nur die ?rzteschaft betrafen, sondern s?mtliche Juden in ?ffentli-cher Anstellung, erfolgten auch t?tliche ?bergr iffe auf die jüdische B ev?lkerung, wie das Beispiel des jüdischen Rechtsanwalts Michael Siegel exemplarisch zeigte.??? Ruth Lotmar besuchte im Juli 1933 die Familie Klee in Düsseldorf. Beim gemeinsamen Tee erz?hlte Ruth Lotmar bestimmt über die Schwierigkeiten, mit denen sie und ihr Vater sich seit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten in München konfrontiert sahen, und sie erfuhr, wie Klee aufgrund desselben >>Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums<<, das ihren Vater um die Stelle brachte, als Professor der Düsseldorfer Kunstakademie beurlaubt wurde (ABB.?22).???Emigration und Wiedersehen in Bern Die beiden Freunde Lotmar und Klee gingen als Folge der Machtergreifung der Nationalsozialisten fast gleichzei-tig nach Bern ins Schweizer Exil.??? Laut Polizeibericht erfolgte die Einreise von Fritz Lotmar in Begleitung seiner Frau Olga und der minderj?hrigen Tochter Paula am Abb. 21 Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums, in: Reichsgesetzblatt, Teil 1, Berlin, 7. April 1933, Nr. 34, S. 175 (C) Deutsche Nationalbibliothek
Abb. 22 Paul Klee mit Ruth Lotmar, Felix und Efrossina Klee (v.r.n.l) im Garten des Hauses an der Hein-richstrasse 36, Düsseldor f, Juli 1933, Fotograf: Lily Klee, Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Familie Klee(C) Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 39ARTIKEL / KLEE UND DI E FREUNDS CHA FT MIT FRI TZ LO TMAR1.?M?rz 1934.??? Klee und Lilly waren zu die-sem Zeitpunkt bereits in Bern und wohn-ten seit Januar 1934 in einer m?blierten Mansardenwohnung am Kollerweg 6, wo sie bis Ende Mai 1934 blieben.??? Lilly Klee erw?hnt in einem Brief an Nina Kandinsky den Zuzug der Lotmars aus München: >>Nun sind auch noch liebe Jugendfreunde von München hierher gezogen.?Dr. Lotmar (sei-ne Frau ist Russin.)? Mein Mann hat ja hier noch eine Anzahl guter Jugendfreunde, mit denen wir uns nun wieder zusammenge-funden haben.<<??? Die Familie Lotmar liess sich in einem Mehrfamilienhaus an der Hallwylstrase 49 im Kirchenfeldquartier nieder.??? Zurück in Bern bet?tigte sich Lotmar als Nervenarzt mit eigener Praxis, als Dozent und auch als Forscher. Als Klee 1935 erkrankte, wurde Lotmar bis zum Tod sein wichtigster ?rztlicher Berater. Er war es auch, der nach langer Vorabkl?rung die >>vasomotorische Neurose<< diagnostizier-te, an deren Folgen sein Freund starb.??? Im Anschluss an die Klee-Ausstellung im Kunstmuseum Luzern von 1936 gelangte das Werk Sturm im Gang, 1934, 191 (T11) durch Kauf oder Schenkung in die Klee-Sammlung von Lotmar (ABB.?23) .??? Das in Klees Berner Exil entstandene Werk zeigt eine abstrahierte Sturmlandschaft mit durcheinandergewirbelten einfachen Zeichen,?die sich teilweise als Schrif tzeichen i im Bildzentrum sind die Buchstaben Y, A und F zu erkennen.??? Vorherrschend sind Braun- und Graut?ne, die mit Palettmesser und Pinsel auf eine nicht grundierte Leinwand aufgetragen wurden, die an den R?ndern ausfranst. Die in der Bildmitte aufeinander treffenden braunen und grauen Farben suggerieren eine Horizontlinie, so dass beim Betrachter der Eindruck erweckt wird, er würde von einem erh?hten Standpunkt aus auf eine braune Landschaft im Sturm schauen, deren Schriftzeichen keinen Sinn mehr ergeben. Dass Klee so auf die politische Situation in Deutschland anspielen wollte, mag naheliegen, l?sst sich aber nicht mit der n?tigen Sicherheit feststellen.???Als Lotmar das abstrakte Werk, vermutlich im Herbst /Winter 193 6, von Klee kauf te oder geschenkt erhielt, hatte sich die politische Lage für deutsche Juden in Deutschland mit dem Inkrafttreten der >>Nürnberger Gesetze<>Reichsbürgergesetz<< drastisch versch?rft. Die Nürnberger Gesetze beraubten die deutschen Juden aller staatsbürgerlichen Rechte, und die erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz verfügte, dass alle Juden ohne Ausnahme aus dem Staatsdienst zu entlassen waren. In Anbetracht der faktischen Ausbürgerung >>deutscher Staatsbürger jüdischer Rasse<<??? und des Berufsverbots leitete Lotmar, noch vor Ablauf der gesetzlichen Frist von fünf Jahren, Anfang November 1936 ein Einbürgerungsverfahren für ihn und seine Familie in Bern ein.??? Laut Berliner Abkommen vom 4. Mai 1933 be-stand eine fünfj?hrige Wartefrist für deut-sche Staatsangeh?rige, bevor sie ein Einbürgerungsgesuch stellen konnten.??? Dabei wurden deutsche Staatsangeh?rige, was die Einhaltung der Frist
betraf, privi-legiert behandelt.??? Die Zeit dr?ngte, da die Aufenthaltsbewilligung für ihn und seine Familie befristet war und stets erneuert werden musste.??? Der Einbürgerungsantrag geschah auch zu-gunsten des >>beruflichen Fortkommens<< (Lotmar) seiner erwachsenen Kinder Walter und Ruth und nicht zuletzt auch aus ?konomischen Gründen, da ein Inl?ndervorrang am Arbeitsmarkt herrsch-te. Wie Emigranten auf dem Schweizer Arbeitsmarkt diskriminiert wurden, zeigt der Fall von Ruth Lotmar exemplarisch. Trotz Kenntnis des Arbeitsverbots als Jüdin in Deutschland und perfekter Integration Abb. 23 Paul Klee, Sturm im Gang,
(T11), Kleister farbe und Aquarell auf Leinwand auf Karton, 38 × 4 6 cm, Privatbesitz Deutschland (C) Privatbesitz, Deutschland
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 40ARTIK EL / KLEE UND DIE FRE UNDSCHAFT MIT FR ITZ LOTM ARverweigerte der Vorsteher des kantona-len Arbeitsamts die Arbeitsbewilligung für Ruth Lotmar mit der Begründung: >>Die fi-nanzielle Lage von Vater Lotmar ist derart, dass er den Lebensunterhalt seiner Familie und seiner Tochter sicherstellen kann, ohne das Doppelverdienst in der Familie gestar-tet wird. Deshalb stellen wir Antrag, dem vorliegenden Arbeitsbewilligungsgesuch für die deutsche Staatsangeh?rige Ruth Lotmar nicht zu entsprechen, gegen Belastung des Arbeitsmarktes.<<??? Nachdem am 4. Mai 1937 die eidgen?s-sische Bewilligung zur Erwerbung ei-nes schweizerischen Gemeinde- und Kantonsbürgerrechts erteilt wurde und der Stadtrat von Bern am 15. Oktober 1937 das Gemeindebürgerrecht zuge-sichert hatte,??? erfolgte am 28. Januar 1938 eine Verschiebung der Behandlung des Einbürgerungsgesuchs auf Stufe Kanton >>um mindestens zwei Jahre<<.??? Aus >>grunds?tzlichen Erw?gungen<<,??? wie es offiziell hiess, trotz einwandfreier Polizeiberichte von Stadt??? und Kanton??? zur Frage der Assimilation und ausge-pr?gten biografischen Wurzeln in Bern. Laut Auskunft des Staatsschreibers sei der Grund der Zurückstellung der Mangel an Heimatliebe, die >>mehr ?usserliche und durch reine Zweckerw?gungen be-stimmende Beziehung<< von Lotmar zur Schweiz.??? In einem aus heutiger Sicht sehr berührenden Wiedererw?gungsgesuch an den Regierungsrat des Kantons Bern be-kr?ftigte Lotmar tiefes >>Verwachsensein mit der Schweiz<>so dass ich der Aufnahme ins Bürgerrecht vorerst oder überhaupt nicht würdig erscheine, so m?chte ich doch noch die Bitte anfügen, jene meine etwaigen Fehler nicht auch mei-ner Kinder entgelten zu lassen, welche an ihnen keinerlei Schuld trifft.<<??? Die Verschiebung des Einbürger ungs-verfahrens und die Ungewissheit über die Zukunft in der Schweiz führten bei den Lotmars offenbar zu gesundheitlichen Problemen, die zu einem Kuraufenthalt in der H?henklinik Crans-Montana führ-ten, wie aus einer Ansichtskarte vom 4. August 1938 aus dem Nachlass von Klee hervorgeht.??? Die kantonale Zustimmung erfolgte dann doch am 19. September 1938,??? so dass die Einbürgerung des Ehepaars Lotmar und ihrer Kinder nach viereinhalb Jahren seit ihrer Emigration in die Schweiz be-schlossen wurde, ein halbes Jahr vor der gesetzlichen Frist von fünf Jahren. Die Einsch?tzung von Lotmars Studienfreund, des Psychiaters Fritz Walther, von Seiten der Beh?rde seien keine Schwierigkeiten beim Einbürgerungsverfahren zu erwar-ten, traf also zu. Die Rückweisung des Antrags ging von der politischen Beh?rde der Justizkommission des Grossen Rates des Kanton Behrens aus, wo der gute Ruf von Lotmars Vater, dem Rechtsprofessor Philipp Lotmar, offenbar nicht mehr wirk-te.??? Doch hatte der diffamierende in-terne Polizeibericht hatte laut Kehrli keine negativen Auswirkungen auf das Einbürgerungsverfahren.???Klee hatte nach seiner Rückkehr in die Schweiz versucht, wie sein Freund Lotmar, bereits vor Ablauf der fünfj?hri-gen Wartefrist ein Einbürgerungsgesuch zu stellen, wie aus einem Brief an die st?d-tische Einbürgerungskommission vom 28. Juni 1940 hervorgeht.??? Im Gegensatz zu Lotmar wurde aber einem vorzeitigen Einreichen des Gesuchs bei Klee nicht statt-gegeben.??? Das Einbürgerungsverfahren von Klee verlief an sich im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen und in ?bereinstimmung mit dem Berliner Abkommen ohne Rückweisung fristge-recht, ohne dass jedoch Klee den positi-ven Einbürgerungsentscheid noch erleben konnte.???Die Bedeutung von Fritz Lotmar als Forscher1950 nahm Lotmar am Symposion über das Zwischenhirn in Zürich teil, zu dem der soeben mit dem Nobelpreis ausge-zeichnete Physiologe Walter Rudolf Hess ihn einlud (ABB.? 24).??? Auf der Fotografie sehen wir Lotmar in der ersten Reihe sit-zen, umgeben von etablierten Forschern wie Walter Rudolf Hess, Ernst Kretschmer oder Mieczyslaw? Minkowski, die auf dem H?hepunkt ihrer Karriere standen, sowie jungen Neurowissenschaftlern wie Konrad Akert, die ihre akademische Karriere noch vor sich hatten. Lotmar wurde zwar unter Fachkollegen der Neurowissenschaften sehr gesch?tzt, doch der eigentliche aka-demische Durchbruch blieb ihm zeit-lebens verwehrt. Im Nachruf auf Fritz Lotmar nannte sein Zürcher Kollege Mieczysl aw? Minkowski??? Gründe, weshalb
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 41ART IKEL / KLEE UND DIE F REUNDSC HAFT MI T FRI TZ LO TMARder Verstorbene diese Aussenseiterrolle erhalten hatte. Da Hermann Sahli >>ein ausgesprochener Gegner einer selbst?n-digen Neurologie<< in Bern war und diesen Standpunkt auch dezidiert vertrat, blieb Lotmar eine akademische Laufbahn in Bern verwehrt.??? Obgleich an der medizi-nischen Fakult?t der Universit?t Bern das Fach >>Neurologie<< seit 1910 kontinuier-lich unterrichtet worden war, wurde erst 1966 eine neurologische Klinik mit einer ordentlichen Professur eingerichtet.??? Die schlechten Perspektiven in Bern veran-lassten Lotmar, nach München zu ziehen und dort eine leitende Stelle in der privaten Heckscher-Klinik anzunehmen. Kaum hat-te sich Lotmar in München wieder eingelebt und eingearbeitet, musste er wegen seiner jüdischen Abstammung 1934 Deutschland wieder verlassen und nach Bern zurück-kehren. Auf die 1933 geschaffene Stelle der ausserordentlichen Professur für Neurologie konnte sich der inzwischen 55 Jahre alte Lotmar nicht mehr bewerben. Wieder in Bern nahm Lotmar seine ner-ven?rztliche Praxis und die Konsilien an der Chirurgischen Klinik der Universit?t Bern sowie die Privatdozentur wieder auf.??? Insbesondere widmete er sich sei-nen Forschungen, die er dann in der Zeitschrift
Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie sowie auf Tagungen der Schweizerischen Neurologischen Gesellschaft und der Naturforschenden Gesellschaft in Bern publik machte, beson-ders mit Bezug auf das Aphasie-Problem.??? Was Lotmar fehlte, so Minkowski im seinem Nachruf, war eine >>eigene akademische Wirkungsst?tte<< und der Zugriff auf genü-gend grosses >>klinisches Material<<.??? Die Rahmenbedingungen für die Verbreitung von Lotmars Thesen zur Aphasie waren also dadurch schlecht. W?hrend Lotmar die fachliche Anerkennung in Deutschland verwehrt blieb,??? würdigten die Schweizer Neurowissenschaftlern, die ihn noch per-s?nlich gekannt haben, seine wissenschaft-liche Leistung.??? In der angels?chsischen Literatur zur Forschung der Aphasie ist der Name Lotmar pr?sent. In seinem Klassiker zur Geschichte der Aphasie Aphasia, apraxia and agnosia clinical and theoretical aspects würdigt Jason Walter Brown Lotmars Beitrag zur Erforschung der verbalen Paraphrasie??? und in den >>Milestones<< der Geschichte der Aphasie von Jürg Tersack und Chris Scout, wird Fritz Lotmar in die Reihe bekannter deut-scher Aphasie-Forscher gestellt, die wegen ihrer jüdischen Herkunft Nazi-Deutschland verlassen mussten.???>>Er hat viel über die neue Kunst nachge-dacht, und es war sehr interessant<< (Paul Klee, 1918)Laut Walter Lotmar, sch?tzte sein Vater den Einfluss, den er auf seinen Malerfreund Klee gehabt haben mochte, rückbli-ckend >>gering<< ein.??? Mehreres spricht aber dafür, dass medizinisches Wissen von Fritz Lotmar im Werk von Paul Klee gleichwohl vereinzelt Niederschlag fand. Wenn Klee eine naturwissenschaftli-che Fragestellungen hatte, fand er in Abb. 24 Symposium über das Zwischenhirn in Zürich, in der ersten Reihe Fritz Lotmar (3.v.r), Ernst Kretschmer (4.v.r), Walter Rudolf Hess (5.v.r), Mieczyslaw Minkowski? (2.v.r), April 1950(C) Gerold Lotmar, Zürich
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 42ARTIKEL / KLEE UND DI E FREUNDS CHA FT MIT FRI TZ LO TMARLotmar einen Gespr?chspartner, dem seine Fachkollegen >>ungew?hnliches Fachwissen<>bewunderns-werte Beherrschung der Literatur<< zu-sprachen.??? Im Bereich der bildenden Kunst schien Lotmar ebenfalls ein wich-tiger Diskussionspartner von Klee zu sein: >>Er hat viel über die neue Kunst nachgedacht, und es war sehr interes-sant.<<??? Marianne Teuber wies nach, dass Klee Fragen zu Psychologie der Formwahrnehmung, die in Zusammenhang standen mit der Entwicklung seiner ku-bistischen Bildsprache, mit Lotmar be-sprach.??? Quellen sprechen dafür, dass sich Klee und Lotmar auch über den Kreativit?tsprozess von Kindern, in Bezug auf Klees Kinderzeichnungen unterhiel-ten, wie in diesem Beitrag gezeigt wur-de.??? Inwieweit Lotmar seinen Freund Klee mit der Sexualtheorie Sigmund Freuds vertraut machte, bleibt vorerst ein Forschungsdesiderat.??? Ein Gleiches gilt für die M?glichkeit der Auseinandersetzung mit dem Thema der Aphasie in den Bildsprache von Klee.??? DankIch danke Gerold Lotmar, der mir bereit-willig Einblick in das Familienarchiv von Lotmar gew?hrte, sowie Osamu Okuda und Wolfgang Kersten für ihre freundschaft-liche Unterstützung beim Verfassen des Texts. Ein besonderer Dank geht an Hans-Peter Wittwer für die kritische Durchsicht des Manuskripts.1
Paul Klee und Fritz Lotmar lernten sich am St?dtischen Gymnasium in Bern kennen. Lotmar besuchte das Gymnasium am Waisenhausplatz von 1888 bis1896 und der ein Jahr jüngere Klee von 1890 bis 1898. Zur Studiendauer von Lotmar und Klee vgl. den Lebenslauf in: Lotmar 1904a, sowie die Angaben von Felix Klee, in: Klee 1960, S. 279. Klee und Lotmar waren am Gymnasium nicht in derselben Klasse; vgl. St?dtisches Gymnasium Bern 1895 , S. 6 (Lotmar) und S. 7 (Klee).2
Klee 1979, S. 636.3
Der Ner venarzt ist die alte Bezeichnung für die kombinierte Facharztausbildung aus Psychiatrie und Neurologie in Deutschland.4
>>Philipp Lotmar wurde am 8.9.1850 als Sohn des Kaufmanns Heinrich Lotmar (1840 - 1857) und der Bankierstochter Rosette, geb. Florsheim (1822 - 1866), in Frankfur t a.?M. geboren, verbrachte aber seine Jugendjahre in Paris. Dorthin hatte sich sein Vater al s Privatier zurückgezogen, nachdem er in den politisch und wirtschaftlich unruhigen Zeiten des Jahres 1848 die Familienfirma Benedict Lotmar et fils, eine Seidenmanufaktur in Lyon, verkauft hatte. Dieses florierende Unternehmen war von seinem Vater Benedict Loeb begründet worden, der mit seiner Ehefrau Golde, geb. Ochs, aus dem hessischen Wetzlar nach Frankreich gezogen war, um den Einschr?nkungen des deutschen Gettolebens zu entfliehen und von den bürgerlichen Freiheiten Gebrauch zu machen, die Frankreich nach der Revolution, 1791 den Juden gew?hrte. 1832 nahm die Familie Loeb den Namen Lotmar an, der Sohn Benjamin Loeb den Namen Heinrich Lotmar. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Mutter mit Philipp und seinen drei Schwestern nach Frankfurt zurück, wo Philipp das Gymnasium absolvierte. Als auch die Mutter starb, wurden die Kinder von einem verm?genden Frankfurter Bankier betreut. 1861 verliess Philipp Frankfurt und studierte Rechtswissenschaft in Heidelberg, G?ttingen und seit 1871 in München (...). Vgl. Lotmar 18. Jh. und Lotmar / Rehbinder 1991. 5
Bernische Hochschulgeschichte 1984, S. 61.6
Zur wissenschaftlichen T?tigkeit und zur Person von Philipp Lotmar vgl. Lotmar / Rehbinder 1991, Caroni 2003 u. Fargnoli 2014.7
Werckmeister 2000.8
Klee / Kersten 1988, Nr. 522. Vgl. auch: Fuchs 2015b.9
Aus der Korrespondenz zwischen Lily Stumpf und Paul Klee geht hervor, dass Klees Verlobte sich über das Wochenende vom 12. und 13. September 1903 in Bern auf vgl. Brief von Paul Klee an Lily Stumpf, 10.8.1903, in : Klee 1979, S. 342 sowie Paul Klee an Lily Stumpf, 15.9.1903, in: Klee 1979, S. 343 f. Folgende Briefstelle vom 5.10.1904 deutet dar auf hin, dass ein Konzer t unter Beteiligung von Lily Stumpf im Hause Lotmar stattfand: >>Es tut mir freilich leid, dass die überaus gl?nzende, durch Ihre Anwesenheit heraufgeführte Musikaera ein et was frühes Ende fand. (...) Der Flügel steht recht rat- und trostlos da.<< (Lotmar 1904b). Die >>Musikaera<<, das heisst das gemeinsame Musizieren, fand Jahre sp?ter seine For tsetzung, als Fritz Lotmar 1907 ebenfalls von Bern nach Mün vgl. Klee 1942, S. 15 und Hopfengart et al. 2012, S. 52.10
Paul Klee an Lily Stumpf, 31.1.1905, in: Klee 1979, S. 476 .11
Klee 1988, S. 201, Nr. 592. Hans Bloesch schrieb im Fremdenblatt für Bern und Umgebung über das Benefizkonzert: >>vorzüglich vorgetragen von den Herren Lotmar, Klee, Konzertmeister Jahn und Lewandowsky<< (Bloesch 1905). Im Konzer t spielte Lotmar auf einer von Marie von Sinner-Borchardt geliehenen Guarneri-Geige. Im Anschluss an das Konzert brachte Lotmar das wertvolle Instrument einem Geigenbauer, um sicherzugehen, dass es keinen Schaden genommen hatte, Klee 198 8, S. 202 und Okuda 2015, S. 136 - 137.12
Paul Klee an Lily Stumpf, 1.5.1905 in: Klee 1979, S. 500. Zur Biografie von Olga Lotmar vgl. Lotmar / Lotmar 1980.13
Klee 1988, S. 210, Nr. 624.14
Zum Thema Frauenstudium an der Universit?t Bern, vgl. Rogger 2002, Bachmann 1990 und Progin / Seitz 1980.15
Zu den allgemeinen Ursachen der >>Russinnenflut<< um die Wende zum 20. Jahrhundert an Schweizer Hochschulen vgl. Bachmann 1990, Neumann 1987, Feller 1935, S. 441 - 442 und Schweizerischer Verband der Akademikerinnen 1928.
ZWITSCHER?MASCHINE NO. 2 / SOMMER 2016 43ART IKEL / KLEE UND DIE F REUNDSC HAFT MI T FRI TZ LO TMAR16
Die Unterschiede bei der Studienf?cherwahl zwischen den in Russland und den in der Schweiz studierenden Frauen sind ebenfalls auf Diskriminierungsmassnahmen der russischen Regierung gegen die jüdische Bev?lkerung zurückzuführen. W?hrend sich die in Russland studierenden Frauen nach Abschluss des Studiums vorwiegend Lehrerinnen wurden, war dieser Beruf den Jüdinnen weitgehend verschlossen, so dass sie das Studium der Medizin w?hlten; vgl. Dudgeon 1982, S. 19 und Neumann 1987, S. 81.17
Forrer-Gutknecht 1928, S. 27 - 28. Vgl. auch: Schweizerischer Verband der Akademikerinnen 1928, S.?10, Figner / Hirschfeld / Reinhold 1928, S. 56.18
Vgl. Figner / Hirschfeld / Reinhold 1928, S. 56, Schweizerischer Verband der Akademikerinnen 1928, S. 10.19
Feller 1935, S. 442.20
Bachmann 1990, S. 13 - 16, Progin / Seitz 1984, S. 501 - 50 3, Feller 1935, S. 442 - 462. Der hohe Anteil von russischen Studentinnen – er betrug zwischen 1881 und 1911 weit über 50?% (vgl. Frauenstudium 1928, Tabelle im Anhang u. das Zahlenmaterial bei Bachmann, 1990) – ver anlasste die Universit?ten von Zürich und Bern (die Universit?t Basel nahm zu jener Zeit noch keine Frauen auf, vgl. Feller 1935, S. 442), ihre Zulassungsbedingungen für ausl?ndische Studenten zu versch?rfen. Am 12. Januar 1901, im Jahr, in dem Olga Selig sich für das Wintersemester an der Universit?t Bern immatrikulierte, genehmigte der Regierungsrat ein versch?r ftes Eintrittsreglement, das die Maturit?t, einen gleichwertigen Ausweis oder eine Zulassungsprüfung verlangte – von den Russinnen wurde insbesondere das Schlusszeugnis eines Frauengymnasiums erwartet. Vgl. Reglement über den Eintritt in die Hochschule Bern vom 21.1.1901; Motivierung des vom akademischen Senat dem bernischen Regierungsrat vorgelegten Entwurf eines neuen Reglements über den Eintritt in die Hochschule, Staatsarchiv Bern, StAB BB III b 20.8. Im Nachlass von Olga Selig befindet sich eine offizielle ?bersetzung ihres Schlusszeugnisses vom Frauengymnasium in Sankt Petersburg, was dar auf hindeutet, dass sie sich damit immatrikulierte. Vgl. Familiennachlass Lotmar, Gerold Lotmar, Zürich.21
Paul Klee an Lily Stumpf, 9.3.1905, in: Klee 1979, S. 486 - 488; Paul Klee an Lily Stumpf, 1.4.1905, in: Klee 1979, S. 493 - 494; Paul Klee an Lily Stumpf, Ostern [23.4.] 1905, in: Klee 1979, S. 496 - 498.22
Zur anf?nglichen Skepsis von Paul Klee, gegenüber Olga Selig vgl. Paul Klee an Lily Stumpf, 9.3.1905, in: Klee 1979, S. 486 - 4 88; Paul Klee an Lily Stumpf, Ostern [2 3.4.], 1905, in: Klee 1979, S. 496 - 498. Zu den finanziellen Verh?ltnissen von Olga Seligs Eltern vgl. Paul Klee an Lily Stumpf, 1.5. 1905, in: Klee 1979, S. 496 - 501.23
Vorlesungsverzeichnis 1907 der Medizinischen Fakult?t der Universit?t Bern oder das Titelblatt ihrer Dissertation: Lotmar-Selig 1908.24
Lotmar / Lotmar 1980.25
Laut Ruth Lotmar war der Grund der Zwangsenteignung die deutsche Staatsbürgerschaft der Familie ihrer Mutter. Vgl. Lotmar / Lotmar 1980. Zur Enteignung von deutschem Grundbesitz in Russland zur Zeit der Russischen Revolution von 1917 vgl. auch Rexheuser 2008, S. 112 ff.26
Das Schicksal der Enteignung kam Olga Lotmar sp?ter beim Schweizer Einbürgerungsverfahren zugute. Vgl. Hofstettler 1936, S. 2.27
Paul Klee an Lily Stumpf, 15.12.1905, in: Klee 1979, S. 563.28
Vgl. Das Kapitel >>Umfassende neurologische Bildung (Mieczyslaw Minkowski, 1964)<< in diesem Beitrag. 29
Vorlesungsverzeichnis 1907 der Medizinischen Fakult?t der Universit?t Bern, S. 36, Examensprotokolle und Promotionen 1907 der Medizinischen Fakult?t der Universit?t Bern (Kopie der Handschrift im Medizinhistorischen Institut der Universit?t Bern), S. 115, Anmeldung zum Doktorexamen, 1904 - 1908 (Kopie der Handschrift im Medizinhistorischen Institut der Universit?t Bern), S. 70; sowie Lotmar 1908b.30
Laut Polizeibericht in den Einbürgerungsakten hat Olga Lotmar-Selig >>im Jahr 1907 in Bern das medizinische Doktorexamen bestanden, nicht aber das schweizerische Staatsexamen<<. Vgl. Polizeidirektion des Kantons Bern, Bericht der Sicherheits- und Kriminalpolizei, 13.4.1937, Schweizerisches Bundesarchiv. Diese Tatsache erstaunt, denn der Notendurchschnitt w?hrend ihres gesamten Medizinstudiums war immer >>gut<<. Vgl. Examensprotokolle, Promotionen 1907 der Medizinische}

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